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Freitag, 19. Juni 2015

Konstanz, 23.06.: Lesung mit Schauspiel zum Buch "Verlust und Vermächtnis. Überlebende des Genozids an den Armeniern erinnern sich"


23.06.2015 | Werkstatt

VERLUST UND VERMÄCHTNIS

ÜBERLEBENDE DES GENOZIDS AN DEN ARMENIERN ERINNERN SICH

LESUNG MIT ARMENISCHER MUSIK

»Die Welt, aus der ich kam, Sepastia, sie war eine eigene Welt. Und diese Welt gibt es nicht mehr.«
Aram Güreghian

100 Jahre nach dem Genozid an den Armeniern verleihen Schauspieler aus dem Ensemble den Überlebenden eine Stimme. Sie berichten von den Deportationen, von Todesmärschen, Hunger, unvorstellbarer Gewalt und bitteren Verlusten. In ihren biographischen Rückblicken suchen sie eine Einordnung für eine Erfahrung, die keine Worte kennt. Sie bezeugen den Verlust von Kindheit und Familie, von Hoffnung und Zukunft. Sie lassen noch einmal eine armenische Welt aufleben, die es so heute nicht mehr gibt: eine Welt voller Geschichten, Kultur, Traditionen und Religion. Doch gewähren sie auch einen Einblick in die Schwierigkeiten, einen Alltag zurückzugewinnen und ein Leben als Flüchtling zu bewältigen.

Professor Dr. Mihran Dabag, Direktor des Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum, und die Sozialpsychologin Kristin Platt Professor haben von 1989 bis 1996 rund 140 autobiographisch-narrative Interviews mit Überlebenden des Genozid an den Armeniern geführt. Aufgezeichnet worden sind die Interviews in unterschiedlichen Ländern Europas, darunter Frankreich, Italien, den Niederlanden oder Zypern. Die Lebensberichte werden jetzt, nach dem Tod der Gesprächspartner, zum ersten Mal veröffentlicht.

Dienstag 23.06 - 20:00, Werkstatt karten kaufen


Donnerstag, 23. Oktober 2014

Prominente Unterstützung für "The CUT"


Der deutsch-türkische Rapper Eko Fresh unterstützt Fatih Akins "The Cut". Der Film handelt vom armenischen Schmied Nazareth im Jahre 1915, der dem Genozid am armenischen Volk durch die osmanische Türkei entkommt und dann über den halben Globus nach seinen Töchtern sucht. 
Chapeau!!

"Glaubt nicht diesen vielen negativen Kritiken!", appelliert der Regisseur. "Der Film hat sehr viele Widersprüche, er kann es nicht allen recht machen. Macht euch eure eigene Meinung und schaut euch den Film an! Wenn er gefällt, sagt es weiter, weiter, weiter, denn das ist ein Film, der mir sehr viel bedeutet."
Fatih Akin auf Facebook: "Macht euch eure eigene Meinung!"
http://www.abendblatt.de/kultur-live/article133391068/Fatih-Akin-auf-Facebook-Macht-euch-eure-eigene-Meinung.html

"Was jedoch nicht erst in Amerika fast völlig aus dem Blick geraten ist, das ist die Spezifik des armenischen Genozids. Sobald Nazar erfahren hat, dass seine Töchter noch am Leben sind, treibt den Film nur noch das Motiv der Suche voran. Es überlagert, was geschehen ist, lässt auch jene merkwürdig unentschlossene Ansicht des Lagers noch unschärfer werden; es gibt keine Erinnerung mehr, keinen noch so kleinen Hinweis auf das Ausmaß der Vernichtung."
Rosen und Steine

"Die zweite Hälfte des Films indes wird überaus mühsam. Auf seiner Wanderschaft erfährt Nazaret, dass seine Töchter den Völkermord an den Armeniern überlebt haben. Er sucht sie in Aleppo, auf Kuba, in Minneapolis und North-Dakota. Er sucht und sucht und läuft und läuft. Ob seine Familie durch Genozid, Krieg, Seuche oder politischen Umsturz zerrissen wurde, macht keinen Unterschied. Begegneten wir in der ersten Hälfte schlechten Türken, kommen nun schlechte Yankees dazu. Ob Westen oder Osten: Die ganze Welt ist schlecht und auf Gewalt, Vernichtung, Vergewaltigung aus."
Der stumme Nazareth von Kobane

"Man kann nicht behaupten, das Grauen dieses Genozids werde ausgespart. Akin erlaubt es sich lediglich, ihn auf eine Weise darzustellen, die den Konventionen des Genozidfilms zuwiderläuft. Im Grunde erlaubt "The Cut" einen Blick auf die Zukunft der Holocaust-Darstellung. Der Aghet ist eine Generation älter als der Judenmord, und Augenzeugen gibt es praktisch keine mehr; das ist eine Situation, in der sich die Holocaust-Erinnerung in 20 Jahren ebenfalls finden wird."
Eine große Portion Mut
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/kultur/article133241880/Eine-grosse-Portion-Mut.html



Sonntag, 14. September 2014

bpb: Die türkisch-deutsche Waffenbrüderschaft im Ersten Weltkrieg

"Kollateralschaden der deutsch-türkischen Waffenbrüderschaft" - So bezeichnet die Autorin den
Völkermord an den Armeniern. Aus Sicht des Deutschen Kaiserreiches waren Menschenleben tatsächlich nichts Wert. Das Volk der Dichter und Denker (um 1800 rum) war von 1900 - 1945 ein Volk der Mörder und Völkermörder. Während nach 1945 der 2.Weltkrieg unter Zwang der Alliierten-Besatzungsmächte aufgearbeitet wurde, ist der 1.Weltkrieg vollends verdrängt worden. Dabei liegen dort noch 1,5 Millionen armenische Leichen. Angesichts des 100.Jahrestages des Völkermordes an den Armeniern am 24.April 2015 ist es längst an der Zeit Verantwortung zu übernehmen, die Verbrechen als Genozid anzuerkennen und seinen Waffenbruder Türkei nicht weiter vor der politischen Verantwortung zu schützen. 
Glaubwürdige Politik bedarf nicht nur leiser Worte hinter verschlossener Türen, sondern auch einer klaren öffentlichen Haltung. 

"Reichskanzler von Bethmann Hollweg war der Fortbestand des Bündnisses so wichtig, dass er selbst eine kritische Berichterstattung in der deutschen Presse verhinderte. "Unser einziges Ziel ist, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig ob darob Armenier zugrunde gehen oder nicht"[4], so seine Replik auf einen entsprechenden Vorschlag der deutschen Botschaft in Konstantinopel. 
Das Schicksal der Armenier war nicht der einzige, aber wohl schwerwiegendste "Kollateralschaden" der deutschen Waffenbrüderschaft mit dem Osmanischen Reich." 
Die türkisch-deutsche Waffenbrüderschaft im Ersten Weltkrieg
http://www.bpb.de/internationales/europa/tuerkei/184966/erster-weltkrieg


Am 2. Oktober 1904 ließ von Trotha verlauten: 
»Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und Kinder mehr auf, treibe sie zu Ihrem Volk zurück oder lasse auf sie schießen.«
Historiker stufen den Vernichtungskrieg gegen die Herero heute mehrheitlich als Genozid ein. Die deutsche Bundesregierung lehnt eine offizielle Wertung des Krieges gegen die Herero als Völkermord ab.

Januar 1904: Herero-Aufstand in Deutsch-Südwestafrika

Dienstag, 27. November 2012

Die Türkei spielt Osmanisches Reich

Die bunte Seite: Das osmanische Reich war zunächst multiethnisch und multireligiös.
Die dunkle Seite: Alle Völker mussten sich der Herrschaft des Islam unterwerfen. Dies führte über die Jahrhunderte unweigerlich zu einer Amputation der Kulturen und Assimilation der Völker. Regelmäßige Massaker, Denunziationen, Verfolgungen bestimmten den Alltag. 

Die Pluralität des Osmanischen Reiches war damit nicht Folge der osmanischen Herrschaft, sondern zunächst der Zustand nach der Eroberung der Gebiete. Ein Zustand, den es dann mit der Zeit zu überwinden galt.

Der Gründung der türkischen Republik war der Völkermord an den Armeniern und die Vertreibung und Pogrome an Griechen und Aramäern vorangegangen. Dies stellte die erste Etappe der Homogenisierung dar. Es galt die nicht-muslimischen Elemente zu vernichten. Die zweite Etappe war auf die Türkisierung gerichtet. Diese scheiterte allerdings an der Kurdenfrage.
Das Spielchen "Osmanisches Reich" krankt somit an der eigenen systemischen Instabilität der Türkei.

"Tatsächlich ist die Ausbreitung türkischer Interessen auf dem Balkan eine bislang viel zu wenig beschriebene Geschichte. Wirtschaftsbeziehungen, die teilweise mit wirtschaftlichem Druck einhergehen, sowie die Gründung türkischer Gülen-Schulen sind Vektoren dieses Vordringens."
Erdogan träumt von einem neuen Reich der Osmanen
http://www.welt.de/politik/ausland/article111529978/Erdogan-traeumt-von-einem-neuen-Reich-der-Osmanen.html

"Die Türkei führte nur, solange es keine anderen Führer gab. Damit ist die gesamte Politik eines "neo-osmanischen" Einflusses der Türkei an seine Grenze gestoßen.
Erdogan und Davutoglu sollten das bedenken – sie werden bald Hilfe brauchen bei neuen Krisen in Syrien, in der Kurdenfrage und im Irak. Ein etwas bescheideneres Auftreten wäre da hilfreich. Zuallererst vielleicht, indem sie im Verhältnis zu Israel wieder auf Dialog setzen."
http://www.welt.de/politik/ausland/article111403814/Die-Tuerkei-hat-ihre-Chance-auf-Macht-verspielt.html

"Extremisten in Paris, Tel Aviv und Washington” missverstünden den Konflikt zwischen Islam und dem Westen als einen zwischen Moderne und Tradition, und forcierten die "Moderne” – damit seien sie nicht besser als muslimische Extremisten, die ganz auf "Tradition” setzten. In Wahrheit gehe es um eine Abwägung und pragmatische Vermischung von Moderne und Tradition.
Islamkritik, so Kalin, sei heute ein Symptom repressiver Regime. Europa behandele seine Muslime schlecht und weigere sich, für seine muslimischen Minderheiten eine Kultur der Koexistenz zu schaffen.
Erdogan-Berater sieht gottlosen Westen als Verlierer
http://www.welt.de/politik/ausland/article109889050/Erdogan-Berater-sieht-gottlosen-Westen-als-Verlierer.html


Mittwoch, 3. Oktober 2012

Feindbild Erdogan - Der "gute" und der "böse" Türke

Zum Auftritt Recep Tayyips Erdogans beim AKP-Parteitag fanden deutsche Zeitungen nur verächtliche Worte. Erdogan rühme sich als neuer "Atatürk", gebahre sich als "Sultan" und "Führer" der islamischen Welt und strebe es auch über Europa an.

Der Begriff "EU" sei nicht ein einziges Mal in seiner Rede gefallen. Stattdessen drohe er Israel, Russland und China und empfange den Hamas-Führer Khalid Meschal gastfreundlich, den zehntausende AKP-Parteimitglieder mit tosendem Applaus in der Halle empfangen haben.
Das ist der "böse" Erdogan.

Der "gute" Erdogan hätte nicht Khalid Meschal, sondern Shimon Peres empfangen, hätte sich nicht als Atatürk, sondern als sein fanatischster Apologet präsentiert und sich vor seinem Bildnis verneigt, hätte sich vom Militär als Marionette rumkommandieren lassen und die Sultane des Osmanischen Reiches als rückständige Nicht-Türken angesehen. Ganz in kemalistischer Manier.

Für die EU hätte jedoch sowohl der "böse" als auch der "gute" Erdogan nur Verachtung übrig gehabt.
Die "inneren Feinde" würden nach wie vor Armenier, Kurden, Aleviten und Christen bilden, sowie ihre Verfolgung, Verhaftung und Ermordung ungebremst fortgeführt werden. Die Beziehungen mit Israel würden ungestört, wie bisher auch, nach der Höhe der Waffenlieferungen bewertet  und die "Bündnistreue" an den alljährlichen israelischen Hochleistungen der Hasspropaganda gegen die Armenier in der Diaspora bemessen werden.

Doch diese Kriterien zählen nichts. Geleugnete Völkermorde und tote Kurden sind nicht der Maßstab für die Bewertung "guter" oder "böser" Erdogan, sondern allein die Frage, ob die Türkei von "säkularen" oder "religiösen" Autokraten regiert wird, Khalid Meschal oder Shimon Peres eingeladen wird oder ob in der Rede die "EU" oder die "islamische Welt" häufiger Erwähnung findet.

Was sagt diese Geisteshaltung eigentlich über uns Deutsche und Europäer aus, wenn man sie  selbstkritisch betrachten würde?

"Er wolle der Nation weiter dienen, sagte Erdogan, der genaue Titel sei nicht so wichtig. Und setzte ein weiteres geschichtsträchtiges Datum als Fernziel seiner Zeit an der Macht: Das Jahr 2023. Das wäre der 100. Jahrestag der Gründung der modernen Türkei durch Mustafa Kemal Atatürk.
So machte Erdogan zumindest in Symbolen klar, als wen er sich selbst sieht: Als einen neuen Atatük, der das Land modernisiert, und als neuen Sultan, der die Türken und den Islam siegreich gen Westen führt.
"Wenn es Gottes Wille ist, werden wir 2023 aufbauen, und ihr werdet 2071 errichten", sagte er zum Jubel besonders der Jüngeren unter seinen Zuhörern."
Türken feiern Erdogan als größten Führer der Welt

"Aber der einzige, der nicht aus einem muslimischen Land war, war Altbundeskanzler Gerhard Schröder. Er gab sich als Feigenblatt her, um zu verdecken, dass selbst die EU nicht vertreten war."
Erdogan sieht sich als Sultan

"Die Türkei, die von ihren Befürwortern im Westen immer als "Brücke zwischen Ost und West" charakterisiert wird, hat sich selbst nie so gesehen. Außenminister Ahmet Davutoglu wird nicht müde, das Brücken-Gleichnis zu verdammen: Man wolle "Gravitationspunkt" sein, also Machtzentrum.
Sowohl die Türkei als auch die EU haben umfassende Pläne für ihre Politik gegenüber den Ländern des "arabischen Frühlings" ausgearbeitet. In den Plänen der EU ist von enger Zusammenarbeit mit der Türkei die Rede, in denen der Türkei aber nicht von einer engen Zusammenarbeit mit der EU."
Eine islamische Zukunft, ohne Europa